Von der Vogelbestimmung und -beobachtung

Hier könnt ihr coole Sportarten und andere Hobbies kennenlernen und findet hilfreiche Anregungen.
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    Kerstin
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Von der Vogelbestimmung und -beobachtung

Beitrag von Kerstin » 29.05.2021, 22:32

Vor ein paar Tagen habe ich in der Juni-Ausgabe 2017 des DBSV-Jugendmagazins einen sehr interessanten Beitrag eines NABU-Mitarbeiters gehört, der darin von markanten Vogelstimmen, der Vogeluhr, den Möglichkeiten der Mitarbeit im Vogelschutz und vielem mehr erzählte. Den Link dazu findet Ihr hier:
https://www.dbsv.org/vogelstimmen.html

Erfreulicherweise hat sich in den letzten vier Jahren, gerade was barrierefreie Apps angeht, echt viel getan und ich kann als selbst blinde Hobby-Ornithologin auf wunderbare Tools zurückgreifen, um mein Wissen rund um die Vögel zu erweitern. Heute möchte ich Euch meine Lieblings-Tools vorstellen und Euch ein paar Tipps geben, die Euch den Einstieg in die Welt der Vogelstimmen erleichtern können.

Hilfreiche Webseiten und Apps
Die App „40 Gartenvögel“
In der kostenlosen App „40 Gartenvögel“ finden sich – wie der Name schon sagt – die 40 häufigsten Gartenvögel übersichtlich zusammengefasst mit einem Bild, einem kurzen Text und einem Tonbeispiel. Die App ist mit VoiceOver super bedienbar, beschränkt sich inhaltlich auf das Wesentliche und ist damit hervorragend für diejenigen, die sich bislang noch nicht mit den Vogelstimmen auseinandergesetzt haben, geeignet.
Die gleichen Vogelstimmen und -arten wie bei „40 Gartenvögel“, nur mehr Wissenswertes findet man zudem hier:
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/ ... index.html

Webseite des NABU
Auch abgesehen von den 40 Vogelarten ist die Website des NABU für mich immer wieder Anlaufstelle, wenn ich mich mit den Vögeln beschäftigen möchte. Hier gibt es viele informative Artikel über Aussehen und Lebensweise der verschiedenen Arten, Inspirationen, wie man selbst für die Vögel aktiv werden kann, einen Vogeltrainer inklusive Selbsttest und ein Vogelstimmen-Quiz. Die Inhalte sind schön aufbereitet und bis auf wenige Kleinigkeiten ist alles auch mit Screenreader gut nutzbar. Für alle Einsteiger, die bei der Vogelbestimmung erstmal klein anfangen wollen, kann ich das Vogelstimmen-Quiz, bei dem 15 verschiedene Vogelstimmen zu erkennen sind, sehr empfehlen. Ich persönlich arbeite vor allem mit der Webseite, wenn ich mich ganz allgemein mit den Vögeln beschäftigen und ohne ein konkretes Ziel herumstöbern möchte. Wenn ich zu einer bestimmten Vogelart etwas suche, verwende ich die App „Vogelwelt“, die ich Euch als nächstes vorstelle.

Die App „Vogelwelt“
Diese App kann als Steigerung der App „40 Gartenvögel“ angesehen werden und eignet sich für alle, die tiefer in die Vogelbestimmung einsteigen wollen. Mit 308 verschiedenen Vogelarten findet man hier ein deutlich größeres Verzeichnis als bei „40 Gartenvögel“, dass so ziemlich alles abdeckt, was in Deutschland an Vögeln so rumfliegt. Ausführliche, aber gut strukturierte Steckbriefe mit Informationen zu Größe, Verhalten, Brutzeit u. a. kann man bereits in der kostenlosen Basis-Version lesen. Weiteres Material, unter anderem Aufnahmen der Vogelstimmen und – vielleicht für Interessierte mit Sehrest auch interessant – Videos, die eine Vogelbeobachtung aus der Nähe ermöglichen, kann man sich bei Bedarf einzeln oder als Gesamtpaket dazukaufen. Ganz neu gibt es jetzt eine Vogelstimmen- und Bilderkennung, die wohl die Vögel sowohl anhand ihrer Stimme als auch anhand ihres Aussehens in der Umgebung identifizieren kann, diese habe ich bislang jedoch noch nicht getestet – werde ich aber auf jeden Fall bei Zeiten machen. Toll bei dieser App finde ich, dass man sich die Vogelarten sowohl alphabetisch sortiert als auch in Kategorien untergliedert anzeigen lassen kann und die Wahl hat, ob man alle oder nur die verbreitetsten Arten angezeigt bekommen möchte. Auch diese App ist mit VoiceOver gut nutzbar.

Weitere Tipps zur Vogelbestimmung und -beobachtung
1. Langsam anfangen und sich selbst keinen Druck machen
Vogelstimmenerkennung ist ein Lernprozess wie (fast) alles andere auch. Es ist ganz normal, dass es vielleicht nicht gleich so klappt, wie man es sich wünscht. Ich konnte auch nicht nach einmal hören alle Vogelstimmen im Garten erkennen. Was (auch wenn man normalerweise eher länger im Bett bleibt) absolut lohnenswert ist, ist, mal früh rauszugehen (am besten so 90 Minuten vor Sonnenaufgang) und davor sich ein bisschen damit beschäftigen, wann welcher Vogel anfängt zu singen. So wird man von den vielen verschiedenen Vogelstimmen nicht so sehr überrannt und merkt schneller, wenn eine neue Stimme hinzugekommen ist. Auch super (leider in Zeiten von Corona nicht möglich, aber hoffentlich bald wieder): Vogelstimmenführungen und -wanderungen. Diese werden von verschiedenen Naturschutzorganisationen angeboten. Im Internet werdet Ihr sicher schnell fündig, was es in Eurer Nähe gibt. Ansonsten hilft es, sich erstmal auf die Vogelstimmen zu konzentrieren, die man im Vordergrund hört. Einmal im Wald habe ich ganz viele Vögel gehört, aber eine Amsel war besonders laut, weil sie direkt neben mir im Baum saß. Da habe ich alle anderen Vogelarten ausgeblendet und mich erstmal auf diese Amsel konzentriert. Mit der Zeit nimmt das Gehör – zumindest war das bei mir so – ganz automatisch die Umgebung mit in den Fokus. Wichtig ist – wie bei so vielem – auch hier Konsequenz: Gerade in der Anfangszeit habe ich ganz strikt alle Vogelstimmen, die ich gehört habe, gedanklich versucht zu benennen – egal ob es die Vögel vor dem Bürofenster, auf dem Balkon, im Wald oder sonst wo waren. Über alles, was ich einordnen konnte, freute ich mich, alles, was ich nicht benennen konnte, wurde nach Möglichkeit auf dem Diktiergerät festgehalten und – wieder daheim angekommen – überprüft.

2. Diktiergerät mitnehmen
Und da wären wir auch schon bei meinem zweiten Tipp: Ein Diktiergerät (kann natürlich auch ein anderes aufnahmefähiges Gerät sein) wirkt wahre Wunder! Es ist gesetzlich verboten, Tiere unnötig zu beunruhigen. Man sollte deshalb bei seinen Streifzügen durch die Natur keine Vogelstimmen z. B. über eine App abspielen lassen, weil ein Vogel nicht unterscheiden kann, ob die Stimme aus einem Handy kommt oder ob da gerade ein Konkurrent in sein Revier eindringt. Höre ich eine Vogelstimme, die ich nicht zuordnen kann, nehme ich sie deshalb – so gut es eben geht – für mich auf, um sie daheim nachhören und mich dann ganz in Ruhe in meinen Vogelstimmen-Apps auf die Suche begeben zu können. Einfacher wäre das Ganze natürlich mit einer zuverlässigen Vogelstimmenerkennung, aber bislang (wie gesagt, die Stimmenerkennung der „Vogelwelt“ habe ich noch nicht getestet) war alles, was ich dahingehend ausprobiert habe, entweder sehr unzuverlässig oder blind nicht nutzbar.

3. Sich mit einem sehenden Vogelbeobachter zusammentun
Echt jetzt? Ist das etwa auch eines von den Hobbys, bei denen man von einer sehenden Person abhängig ist? Nein, keine Sorge, Vogelbestimmung geht auch wunderbar alleine, aber – wie soll ich sagen – wenn man mit einem sehenden Gleichgesinnten unterwegs ist, wird es einfach nochmal interessanter und bereichernder, für beide Seiten. Es ist nun mal so: Der Sehende fokussiert sich mehr aufs Sehen und wir fokussieren uns mehr aufs Hören. Gleichzeitig ist es häufig so, dass die Vögel, die man sehen kann, nicht zwitschern und die Vögel, die man hört, irgendwo in den Bäumen versteckt sind. Bestes Beispiel: Sehender Begleiter bleibt stehen und erzählt mir begeistert von einem Habicht, der über uns seine Kreise zieht, was mich sehr fasziniert. Ein paar Minuten später bleibe ich stehen und vermelde, dass ich einen Eisvogel gehört habe. Anhand des leisen, aber markanten Piepsens zeige ich mit dem Finger immer weder die Richtung, in der sich der Eisvogel befindet, sodass mein sehender Begleiter den Punkt mit dem Fernglas fokussieren kann – um den Eisvogel dann für einen winzigen Moment auch zu Gesicht zu bekommen. Man ist also nicht voneinander abhängig, man ergänzt sich, und je mehr Blätter die Bäume bekommen, desto wichtiger wird eine gute Identifizierung anhand der Vogelstimmen dabei. Gerade, wenn man in einem bestimmten (Gebiet unterwegs ist, um zu prüfen, ob eine bestimmte Vogelart sich auch dieses Jahr wieder dort angesiedelt hat, ist ein Team mit einer blinden und einer sehenden Person eigentlich optimal – gleiches gilt für die Teilnahme an Aktionen des NABU wie z. B. die Stunde der Gartenvögel, bei der man für eine Stunde lang zählen soll, wie viele Vögel welcher Art im eigenen Garten gesehen/gehört werden. Voraussetzung ist da natürlich, dass man sich schon ein bisschen auskennt, aber auch hier kann man sich unterstützen: Ich helfe beispielsweise meinem Vater dabei, die Vogelstimmen zu lernen, gleichzeitig kann er mir manchmal anhand des Aussehens helfen, wenn mir eine Vogelstimme nicht einfällt – vorausgesetzt, der Vogel ist hör- und sichtbar. Ich habe es übrigens als sinnvoll empfunden, wiederkehrende Umgebungen für die Vogelbeobachtung zu nutzen, gerade in der Anfangszeit. Entweder zu Fuß oder mit dem Kanu unterwegs, habe ich meine festen Strecken, die ich immer wieder aufsuche. Hier kenne ich mich aus, hier weiß ich, was wo ungefähr rumfliegt, ob die Bäume dicht an dicht stehen oder es lockeres Gebüsch gibt – das hilft beim Lernen und Vertiefen.

Die Vögel sind wohl mit das markanteste, was man hören kann, wenn man in der Natur unterwegs ist, besonders im Frühling. Sich damit gezielt auseinanderzusetzen, weckt zumindest bei mir immer wieder aufs Neue Neugierde und Faszination für unsere gefiederten Mitgenossen. Und wenn Ihr Euch jetzt selbst auch auf Entdeckungstour begeben wollt, wisst Ihr ja jetzt, wie Ihr anfangen könnt – ich wünsche Euch viel Spaß dabei!

Mit fünf Vögeln anfangen

Beitrag von Reiner Delgado DBSV Mitarbeiter » 01.06.2021, 15:34

Zum Einstieg könnte man z. B. mit fünf Vögeln anfangen, die man in der Stadt, im Park und im Wald wirklich oft hört.
Hört Euch im Web oder in der App die Vogelstimmen an, merkt sie Euch und staunt, wie oft Ihr diese Gesänge unterwegs weidererkennt:
1. Amsel
2. Kohlmeise
3. Buchfink
4. Mönchsgrasmücke
5. Ringeltaube

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